Beobachtung - der 1. Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation

17.07.2023

Der 1. Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg.
Die Beobachtung.
Wer war Marshall B. Rosenberg?
Dazu später mehr.


Warum finde ich auch den ersten Schritt der Gewaltfreien Kommunikation wertvoll?
Wenn wir uns vor Augen halten, wie oft wir Gedanken haben wie z.B.:
-"Kann der nicht mal freundlicher sein?"
-"Was ist denn mit dem los?"
-"Jetzt ist mir das schon wieder passiert!"
-"Der hat sie ja wohl nicht mehr alle."
-"Das ist so rücksichtslos. "
-"Du hängst aber ganz schön rum."
-"Der hat das mit Absicht gemacht, um mich zu ärgern/fertig zu machen." u.v.a.

Fallen dir Situationen ein, in denen du bewertest, verurteilst oder einfach interpretierst und überzeugt bist, dass das so ist?


Es gibt eine Tee-Werbung, die humorvoll zeigt, wie wir Menschen interpretieren und komplett falsch liegen können:
Im Supermarkt. Ein langes Tee Regal. Davor stehen drei Männer und schauen zu zwei Frauen, die zu ihnen schauen. Die Männer hören, wie die Frauen sagen:
"mm, Wow..." "mhmmm" "Da ist ja einer leckerer als der andere..." Die Männer lächeln daraufhin. Sie denken anscheinend, dass sie gemeint sind, so ihre Interpretation/Gedanken. Was passiert dann?
Eine der Frauen geht in Richtung der Männer. Die Männer lächeln noch mehr.
Die Frau: "Darf ich mal..." und greift zum Tee Regal. "(Teesorte), lecker."
Da hat die Interpretation nicht zur Realität gepasst, gell. Das ist eine humorvolle Situation. Es gibt viele Situationen, die leider nicht humorvoll sind. Die durch Verurteilung, Bewertung, Interpretation unangenehmen Gefühlen und Streit oder Gewalt verursachen können. Daher ist aus meiner Sicht der ersten Schritte der GFK so wertvoll und auch erleichternd. Beobachtung basiert auf Tatsachen, was sehe/höre ich, was auch jeder andere sehen/hören kann? Was würde die Kamera sehen/aufnehmen? Nur das.
EINFACH NUR DAS.


Ich frage bei Menschen auch mal nach, ob meine Gedanken zu einer Situation mit ihnen richtig war und ich werde immer wieder überrascht, weil ich daneben liege.
Unsere Gedanken machen ein Bild, das entsteht, weil wir unsere Erfahrungen, Erziehung, Erlebnisse und auch unsere (Epi-)Genetik immer mit dabeihaben. Daraus entstehen unsere (Wahrnehnumgs-)Filter. Aus all dem entsteht unser Denken und daraus entstehen Interpretationen, eigentlich einfach Vermutungen. Es ist unsere Wahrheit - unsere Wahrnehmung.

Wenn wir damit achtsam umgehen, bewusst die Kamera (1. Schritt: Beobachtung) nutzen und uns einfach nur folgende Fragen stellen "Was sehe ich? Was höre ich?", wenn wir das machen, kommen wir (leichter) weg von Be- und Verurteilungen, weg von Missverständnissen. Der Weg ist (wieder) frei, um in Verbindung mit sich selbst und den Mitmenschen zu gehen. Vielleicht in Kontakt und Austausch, indem wir nachfragen...
"Ich habe gesehen, dass du... und gehört wie du... gesagt hast. Ich bin nun unsicher, ob ich das so verstanden habe, wie du es meinst. Magst du hören, was ich gedacht habe und mir sagen, ob ich es so verstanden habe, wie du es meinst?"
Ja, das ist lang und es geht kürzer. Gleichzeitig wollte ich dir zeigen, wie wir gut in Verbindung kommen können.
Z.B. mit einer Bitte, die immer ein Nein verträgt.
Die Bitte/Handlung ist der 4. Schritt. Dazu komme ich in einem anderen Blogartikel.

Herzliche Grüße
Silvia

Wer war Marshall B. Rosenberg?

Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) wurde 1934 in Canton, Ohio (USA) geboren. 1943 zogen seine Eltern nach Detroit, wo Marshall als 9-jähriger Junge in der zweiten Woche nach seiner Ankunft in seinem neuen Wohnviertel gewaltsame Rassenkonflikte hautnah miterlebte. Diese kosteten mehr als vierzig Menschen das Leben. Seine Familie verließ drei Tage lang aus Angst nicht das Haus. Kurz darauf musste er feststellen, dass ein Name genauso gefährlich sein kann wie eine Hautfarbe.
Auf Grund seines jüdischen Nachnamens wurde er in seiner Schule von Mitschülern mit rassistischen Schimpfwörtern beleidigt, getreten und verprügelt.
Zur gleichen Zeit beobachtete der kleine Marshall seinen Onkel, der die Großmutter pflegte. Ihm fiel auf, dass er das immer mit einem Lächeln tat. Durch diese Erlebnisse fragte er sich, ob der Mensch gut oder böse sei. Kann man ihm vertrauen oder nicht? Zwei Fragen prägen die Ursprünge seiner Arbeit und sein gesamtes Werk: "Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwersten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?"
1961 promovierte Marshall Rosenberg als klinischer Psychologe und wurde 1966 zum offiziellen Prüfer in klinischer Psychologie ernannt. Beeinflusst ist seine Arbeit u.a. durch das Werk seines Lehrer Carl Rogers, durch Gandhis Ansatz zur Gewaltfreiheit, sowie durch das Gedankengut von Riane Eisler und Walter Wink. Zu der Zeit arbeitete er mit Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung. Er vermittelte auch zwischen so genannten "aufsässigen" Studenten und der Verwaltung der Universität. Darüber hinaus unterstützte er Schulen, die Rassentrennung an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen aufheben wollten.
Basierend auf seiner Erfahrung entwickelte Rosenberg die Gewaltfreie Kommunikation als Mittel der Konfliktklärung und als gewaltfreie innere Haltung.
1984 gründete er das "Center for Nonviolent Communication (CNVC)", übersetzt "Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation (GFK)"...(Quelle:Schmidbauer u Holler)