Der Nikolaus - was macht für dich Sinn ?

 "Alles was wir tun ist ein Versuch, sich Bedürfnisse zu erfüllen"

Marshall B. Rosenberg 

Dieses Zitat "Alles was wir tun ist ein Versuch, sich Bedürfnisse zu erfüllen." von Rosenberg mag ich für meinen heutigen Blogartikel verwenden. 

Am Freitag ist Nikolaustag. Ein kleiner Tag zum Feiern für unsere Kinder. Zuhause im Kreis der Familie, in der Arbeit der Kinder, also in der Schule und auch im Kindergarten. Familien laden den Nikolaus am Abend des 5. Dezembers ein oder Schuhe werden befüllt, die die Kinder vorab (vielleicht) sauber gemacht und vor die Türe gestellt haben Jede Familie und Einrichtung sucht seinen eigenen Weg.

Ich mag diesen Tag/Abend, weil er ein Zauber inne hat. Es ist ein weiterer Schritt in die Weihnachtszeit und zum Weihnachtsfest.. Ich mag es, wenn Kinderaugen leuchten und sie sich einfach freuen, gesehen zu werden.

Meine Kinder sind nun schon 14 und 17 Jahre alt. Als sie noch im Kindergarten waren, habe ich angefangen, darüber nachzudenken, welchen Sinn der Nikolaus bezogen auf die Rituale an diesem Tag für mich hat. Was wünsche ich mir vom Nikolaus ?

Ich beobachtete, dass z.B. in Schulen der Nikolaus dafür "verwendet" wird, um Kinder zu sagen, was sie noch lernen sollten, was die Erwachsenen von ihnen erwarten. Auch in Familien wird der Nikolaus "genutzt", um die Werte der Eltern zu vermitteln.

Ich habe bei meinen Kindern erlebt, dass ihnen dieses "mit erhobenen Zeigefinger maßregeln", so mag ich es gerade nennen, ein Unwohlsein bereitet sogar teilweise traurig gemacht hat oder sogar erschreckt.

Wir sind einen anderen Weg gegangen.

Diesen Weg erzähle ich manchmal anderen Eltern und ich sehe häufig, wie die Augen leuchten und sie inspiriert sind. Ich höre: "Oh, diese Idee gefällt mir. Das mache ich jetzt auch."

Auf welche Art haben wir den Nikolaus "genutzt" ?

Dazu später mehr...

Ich weiß nicht, wie du die Art und Weise empfindest, du zumindest mir häufig begegnet. Also, dass der Nikolaus eher zum maßregeln da ist, am besten zusätzlich noch (in Bayern) mit seinem Kumpanen Krampus.

Ich fühle mich unwohl. Ich mag es nicht und ich sehe keine Sinn dahinter.

Der Nikolaus - was macht für mich/dich Sinn?

Ich mag Sinnhaftigkeit und ich mag (meine) Kinder sehen, welch wundervolle & wertvolle Menschen sie sind. Ich mag Wertschätzung. Ich mag den Fokus auf positive Dinge richten.

Was passiert häufig in Familien-(Schul-/KiTa-)Alltag?

Wir werden ab und an laut, wir schimpfen immer wieder, weil wir möchten, dass die Kinder z. B. "endlich mal auf uns hören", Regeln beachten, sich anziehen, wenn wir los wollen, Zähne putzen ohne "Gezeder", Aufgaben übernehmen im Sinne von Unterstützung sowie Verantwortung , wenn sie älter sind. Wir wünschen uns,  dass Kinder "respektvoll mit uns umgehen", dass sie grüßen, danke und bitte sagen, ihre Hausaufgaben machen, ihr Zimmer aufräumen, aufessen, Tisch abräumen, Wäsche in den Wäschejob schmeißen, abends ins Bett gehen und schlafen, wenn wir Ruhe brauchen. Wir wünschen uns, dass sie gesund bleiben, gute Noten haben und und und. 

Für unsere Wünsche haben wir gute Gründe. Wir möchten z.B., dass unsere Kinder stark durchs leben gehen und gut für sich sorgen können. Dass sie wissen, wie sie sich in dieser Welt zurecht finden. Freundlich durch die Welt gehen. 

Wir selbst möchten ebenfalls gesehen werden und Wertschätzung erleben, oder?

Es gibt Phasen in Familien, Schulen und KiTas, da ist weniger Harmonie und Wertschätzung, als in anderen Phasen. Das ist für uns anstrengend und für Kinder ebenfalls. Kinder fangen an, das Schimpfen auf sich und ihren Selbstwert zu beziehen oder sind einfach traurig, weil sie ein wohlwollendes Umfeld benötigen.

Und jetzt kommt der Nikolaus... Teilweise bekommen Kinder wieder zu hören, was eben NICHT läuft, was sie verändern "sollen" und was wir Erwachsene brauchen und und und. Puuh. Ich empfinde das als anstrengend (und du?) und denke, dass dabei das Leuchten in den Augen der Kinder weniger wird oder sogar verschwindet. Die Schultern nach vorne fallen und das ein oder andere Kind denkt :"Schon wieder..."

Ist das der Sinn dahinter? 

Für mich persönlich nicht.

Wohin richten wir Erwachsenen unseren Fokus ? Allzu oft rutschen wir in das Denken, was läuft nicht (nicht nur bei unseren Kinder, sondern auch in unserem Leben) ? Wir wünschen uns Veränderung. Auch wir wünschen uns Harmonie und ein wohlwollendes Miteinander. Kinder, Jugendliche und wir Erwachsene haben das gemeinsam.

Warum nutzen wir den Nikolaus nicht einfach für den Fokus ? 

Ja, das habe ich mir alles gedacht, als meine Kinder noch sehr jung waren und in meinem Kopf kam folgende Idee:

Fokus aufs Positive. Stärkung des Selbstwerts. Stärkung des Leuchtens in den Augen meiner Kinder. 

Ich habe seitdem jedes Jahr einen Brief geschrieben, also eigentlich der Nikolaus:

Der Nikolaus schreibt, was meine Kinder in dem vergangenen Jahr alles Neues gelernt haben, was sie geschafft haben, wo sie dran geblieben sind, wo sie Zuhause beitragen. Er erzählt ihnen, das wir als Eltern nicht perfekt sind gleichzeitig sie lieben. Wir Eltern ihr Bestes wollen auch wenn wir manchmal komische Dinge tun, um ihnen das zu zeigen usw. 

Du denkst jetzt vielleicht, dass sich das nach einem langen Brief anhört?

Nein, ich habe nicht alle Dinge aufgeschrieben. Es waren immer so drei bis vier Dinge, große und kleine. Insgesamt bin ich auf eine Din A 4 Seite gekommen, die ich mit dem Computer geschrieben und als Unterschrift des Nikolauses eine Schreibschrift verwendet habe.

Meine Kinder haben natürlich irgendwann herausgefunden, dass ich das schreibe und wir haben trotzdem weitergemacht (gemeinsam schmunzelnd und mit Freude). Anfangs habe ich den Brief vorgelesen, dann haben sie ihn vorgelesen, weil wir natürlich auch neugierig waren, was der Nikolaus schreibt. Wir haben jedes Mal dieses Leuchten in den Augen unserer Kinder und ein Lächeln gesehen. Die Briefe haben meine Kinder immer noch.

Ich liebe dieses Ritual. Es tut uns wohl, uns als Eltern und unseren Kindern.

Es erfüllt mir Verbindung und vieles mehr.

Als Mama denke ich mir auch immer wieder: Endlich "darf" ich nur wertschätzen ohne Schimpfen ohne Meckern. Das tut mir wohl und ich erlebe irgendwie Entlastung.

Vielleicht magst du es mal ausprobieren ?

Für mich ist dieser Bereicherung für unser Familienleben.

Ich wünsche dir und deiner Familie von Herzen eine friedliche und wohlwollende Advents- und Weihnachtszeit.

Herzensgrüße und bis bald,

Silvia