Du bist Schuld - Schuld Teil II

17.09.2023

"Die meisten von uns sind mit einer Sprache aufgewachsen, die uns ermutigt, zu benennen, zu vergleichen, zu fordern und Urteile zu fällen, anstatt uns bewusst zu sein, was wir fühlen und brauchen."  Marshall B. Rosenberg


Wenn wir in Forderungen, Urteilen und Vergleichen denken, dann kommen wir leicht ins Schulddenken. 

Ich fordere z.B. von meinem Gegenüber, dass er jetzt endlich mal aufhören soll, so laut zu sein, weil ich Kopfweh habe. Vielleicht hört mein Gegenüber nicht meine Bitte, sondern die Forderung und macht weiter. Mein Kopfweh wird stärker. 

"Du bist Schuld, dass ich jetzt schlimmere Kopfschmerzen habe, weil du die Musik nicht leiser gemacht hast!"

Zack, da ist es, das "Du-bist-Schuld-Denken".

Ich urteile über den Autofahrer vor mir, der einfach viel zu langsam fährt und einfach nur an sich denkt. "Du bist Schuld, dass ich jetzt zu spät zu meinem Termin komme."

Ich sehe, wie eine Bekannte ihren Garten einfach besser pflegt. "Sie ist Schuld, dass ich mich jetzt schlecht fühle."

Zack, da ist es wieder, das Schuld-Denken.

In welchen Situationen denkst du so, wie in den Beispielen?

Die genannten Beispiele sind nicht aus meinem persönlichen Leben. Ich ertappe mich selbst natürlich auch immer wieder in diesem Schuld-Denken. Das steckt in mir drin. Aus meinen Erfahrungen heraus, weiß ich das sehr viele Menschen immer wieder oder ab und an oder häufig in so ein Schuld-Denken kommen.

Unsere Gesellschaft, auch die Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, in dem Medien, in den Familie, fast überall zeigt sich diese Denken. 

Irgendwie traurig, oder?

Ich möchte von diesem Denken immer mehr wegkommen, weil es mir selbst nicht gut tut, meinen Mitmenschen auch nicht und es einfach nicht hilfreich ist.

Ja, aus der Sicht der GFK sieht man es so, dass ich mir mit dem Schuld-Denken ein Bedürfnis erfülle.

Welches Bedürfnis erfüllst du dir, wenn du im Schuld-Denken bist?

Ich denke, dass es einem z.B. Entlastung erfüllt. Denn, wenn ich an das obere Beispiel denke, dass "ich zu spät komme, weil er vor mir zu langsam fährt.", dann werde ich entlastet. Ich gebe einfach die Verantwortung ab, dass ich vielleicht zu spät losgefahren bin. "Ich wäre ja pünktlich gekommen, wenn einfach kein Mensch auf der Straße wäre."  ;-)


Schuld geben passiert oft auch unterschwellig.

"Kannst du jetzt einfach mal ruhig sitzen und nicht so rumhampeln. Ich kann mich nicht konzentrieren."

Übersetzt: "Du bist Schuld, das sich mich nicht konzentrieren kann."

"Du hast gestern dein Geschirr wieder nicht weggeräumt. Ich musste die Küche spät abends noch aufräumen. Deswegen bin ich noch später ins Bett gekommen. Nur weil du dein Zeug nicht wegräumen kannst. Ich habe dir das schon so oft gesagt."

Übersetzt: "Du änderst es einfach nicht und ich bin jetzt wegen dir müde. Das ist deine Schuld."


Was möchten wir eigentlich sagen? ich übersetze die Sätze oben mal in die GFK:

"Kannst du jetzt einfach mal ruhig sitzen und nicht so rumhampeln. Ich kann mich nicht konzentrieren." 

giraffisch (steht symbolisch für die Sprache der Gewaltfreien Kommunikation):

"Ich lese gerade einen Artikel und mag mich konzentrieren. Meinst du, du könntest deine Bewegungen kurz unterbrechen, bis ich den Artikel fertig gelesen habe?"

Na, wie klingt das? 

Es könnte ein Nein kommen oder es klappt nicht. 

Dann ist die Frage: Was brauche ich gerade? Ruhe, um den Artikel zu lesen. 

Was könnte ich tun, um Ruhe erfüllt zu bekommen? Vielleicht könnte ich in einen anderen Raum gehen? Oder ich lese den Artikel später?


"Du hast gestern dein Geschirr wieder nicht weggeräumt. Ich musste die Küche spät abends noch aufräumen. Deswegen bin ich noch später ins Bett gekommen. Nur weil du dein Zeug nicht wegräumen kannst. Ich habe dir das schon so oft gesagt."  

giraffisch:

"Wir haben letzte Woche Donnerstag darüber gesprochen, welche Aufgaben jeder hat. Gestern hast du dein Geschirr auf dem Tisch stehen gelassen. Ich bin irritiert, weil ich mich auf Absprachen verlassen möchte.                                                                                                                                                                        Magst du mir sagen, was du brauchst, damit das mit dem Geschirr wegräumen klappt? / Magst du mir erzählen, warum du das Geschirr gestern nicht weggeräumt hast?"  

Denkst du gerade: "Ja, aber so etwas regt einen einfach auf. Das ist nervig und ICH muss wieder schauen, dass es klappt. Warum kann der andere sich nicht einfach mal an Absprachen halten!"

Da ist es wieder: Das Schuld-Denken. Erkennst dus?

Ja, solche Situationen können einen aufregen, ärgern, frustrieren usw. Wenn ich diese Gefühle habe, brauche ich nicht in ein Gespräch gehen und versuchen giraffisch zu sprechen. Mir persönlich ist Echtsein wichtig. So lange ich in oben genannten Gefühlen bin, komme ich schwer ins giraffische, was denn tatsächlich echt wäre.

Was tun? Selbstempathie, in dich reinhören, deine Gefühle da sein lassen, reinspüren, was gerade unerfüllt ist, dich in den Arm nehmen und ernst nehmen, Selbstfürsorge.... Ich habe dazu schon einen Artikel verfasst, der dir vielleicht mehr Klarheit gibt, was ich meine: 


Es ist herausfordernd, seine alten Denk- und Verhaltensmuster zu verändern, raus aus den bewertenden und schuldgebenden Gedanken zu kommen. Gleichzeitig ist es das wert. Es ist es wert dran zu bleiben. Ich habe durch die Gewaltfreie Kommunikation einiges verstanden, bestimmte Mechanismen bei mir durchschaut und erlebe viel Unterstützung durch die Denkweise der GFK, durch die Haltung der GFK. Ich erlebe immer wieder die Magie, die entsteht, wenn man in der Haltung und in dem Denken der GFK ist. Das ist faszinierend.

Das ist mein Grund die Gewaltfreie Kommunikation in die Welt zu tragen. Wenn wir ansatzweise diesen Weg gehen, gebe es mehr Frieden und vor allem mehr Menschlichkeit und Verbindung auf unserer Welt. 

Du liest meine Artikel oder diesen Artikel, Spürst du es? Spürst du Erleichterung? Erlebst du Klarheit? Bekommst du Inspiration?  Spürst du Verbindung? Wirst du neugierig?

Herzlich Willkommen. Ich freue mich, dass du da bist. Ich freue mich, wenn mehr und mehr Menschen in meine Leben kommen, um auch diesen Weg zu gehen. Ich bin mir sicher, dass dieser Weg unsere Welt wärmer macht.

Danke.

Es grüßt dich herzlich

deine Silvia


p.s. Möchtest du in Verbindung mit dir kommen und das mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation? Dafür habe ich gfkfeeling-das Persönlichkeitsentwicklungsprogramm entwickelt. Weitere Infos findest du hier: