Ich kann das einfach nicht!              Oh, ich bin zu dumm dafür!

10.05.2024

Urteile (auch über mich selbst) sind ein tragischer Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse. 

Marshall B. Rosenberg

Der innere Kritiker

Kennst du ihn? Der, der immer wieder parat steht, wenn wir etwas nicht schaffen? 

Der, der denkt er müsse immer seinen Senf dazugeben, wenn wir es eigentlich gar nicht brauchen? 

Der, der uns klein macht, obwohl wir selbstbewusst und voller Vertrauen in uns selbst sein wollen?

Ganz schön anstrengend, gell.

Solche Sätze in unserem Kopf, die wir denken oder sogar uns selbst sagen.

Fällt dir gleich einer ein, den du dich immer wieder sagen oder denken hörst?

Der innere Kritiker ist nicht für uns, sondern gegen uns. So fühlt es sich zumindest an, oder?

Stimmt das??


Lass uns ihn mal mit der Brille der Gewaltfreien Kommunikation, also mit Giraffenaugen, anschauen:

Ich versuche die Dose Hundefutter zu öffnen, greife mit den Fingern an den Deckel, weil der nicht ganz ab gegangen ist und schneide mich. Autsch, dass tut weh. 

Es kommen Gedanken wie "Oh mann, bin ich doof, dass ich dachte, es sei nicht scharf! Das ärgert mich jetzt. War doch logisch, dass das scharf ist. Ich bin echt so dumm!"

Und schwupp, der innere Kritiker ist da. Weißt du, wie mein innerer Kritiker aussieht? Er ist ein Manschgerl, das schwarz gekleidet ist. Mit einem langen Mantel, hochgestellten Kragen und verdunkelter Brille. Früher habe ich ihn gewähren lassen. Ich habe mich geschämt, war bedrückt und ähnliches.

Heute weiß ich, dass jeder Teil in mir, es gut mit mit meint. Auch dieses Manschgerl.

Ja, er meint es gut mit mit. Er hat tatsächlich nur eine sehr merkwürdige Art, mit mir umzugehen. Häufig kommen diese Sätze noch aus unserer Kindheit. Vielleicht habe ich diesen Satz immer wieder gehört oder ich habe jemand anderes gehört, der diesen Satz zu sich gesagt hat?

Mittlerweile sehe ich dieses Manschgerl anders an und gehe empathisch auf ihn zu.

Diese kritischen Gedanken kann ich mittlerweile umwandeln in: Puuh schade, dass ich vorher nicht dran gedacht habe, dass der Rand scharf ist. Ich wollte einfach schnell den Deckel abmachen, weil ich verärgert war, es leicht haben wollte und meinen  Hund noch schnell füttern wollte, damit ich dann die Kinder abholen kann.

OOOh da nähert sich das schwarz gekleidete Manschgerl wieder und möchte sagen: "Ja, ja immer schnell schnell. Immer hudeln...!!" Ups, ich merke, das (hudeln) habe ich tatsächlich früher immer wieder gehört... Ich bin wieder fasziniert, wie lange ich Sätze aus meiner Kindheit mittrage und vor allem zu mir selbst sage! Zum Glück kann ich heute, mithilfe der Gewaltfreien Kommunikation, meiner wohlwollenden Giraffenperspektive, empathisch auf mich schauen, das Manschgerl annehmen und ihm sagen: Ja das ist schade, dass ich mir die Zeit nicht genommen habe, achtsam zu sein. Ich bin zuversichtlich, dass ich das noch lernen werde, weil mir liebvoller Umgang mit mir selbst immer wichtiger wird. Mir Achtsamkeit mehr und mehr am Herzen liegt. Sich Zeit nehmen

Liebes Manschgerl, deinen Sätze: diese Worte waren mal wichtig für mich und haben mir früher bestimmt bei etwas geholfen. Nun dürfen sie gehen, weil ich einen anderen Weg gefunden habe mit mir umzugehen. Danke, dass du mich immer wieder aufmerksam auf das machst, was ich brauche.

Nämlich achtsam mit mir sein und zu wissen, dass ich unperfekt bin, also einfach menschlich und gut so bin, wie ich bin. Ich weiter lernen und mich mehr und mehr kennenlernen darf. 

Ja, ich habe mich geschnitten. Das tut weh. Gleichzeitig habe ich gelernt, wie ich die Dosen anders aufmachen kann ohne mir wehzutun und ich habe vorallem gelernt, mir Zeit zu nehmen. Dafür bin ich dankbar.

Das Manschgerl wird bleiben und darauf achten, wann es doch wieder gebraucht wird, so wie ich es früher mal gebraucht habe und es wird mir dann zeigen, dass ich etwas anders machen darf. Was misslungen ist, darf ich bedauern und danach zuversichtlich sein, dass ich wachse.


Ich habe nach und nach gelernt auch mit meinem inneren Kritiker liebevoll umzugehen, weil er ein Teil von mir ist. Gleichzeitig gebe ich ihm nicht mehr so viel Gewicht, in dem ich mitfühlend mit ihm umgehe und so einfach zu den Sätzen mit "Schade, ...." oder "Oh das bedaure ich jetzt, weil mir xy (Bedürfnis) wichtig ist." komme. Das klappt nicht immer. Und immer öfter. Auch das ist ein Training, damit sich Gedanken umwandeln können. Es hilft unglaublich viel, mit sich selbst wohlwollend und liebevoll zu sein, z.B. wie eine beste Freundin oder ein bester Freund zu mir wäre.


Es gibt im Empathischen Coaching (Coaching basierend auf der Gewaltfreien Kommunikation) auch einen Coaching-Prozess dazu, der ebenfalls dazu beiträgt, dass wir uns liebevoll begegnen. Manchmal ist der Innere Kritiker bei Menschen sehr mächtig und das kann ein Zeitpunkt sein, sich Unterstützung von außen zu holen.

Wenn du gerade denkst, dass du so ein Coaching brauchen könntest, weil der Innere Kritiker dich (im Moment noch) blockiert oder ausbremst, dann melde dich gerne bei mir (ich coache online oder in Präsenz) oder bei einem anderen Trainer/Trainerin der Gewaltfreien Kommunikation, der Empathischer Coach ist.


Du hast bis hierher und meinen Weg mit meinem inneren Kritiker gelesen. Das bewegt mich, weil ich Interesse und Neugierde erlebe. Ich danke dir und wünsche dir einen wundervollen Tag/Abend.


Ich grüße dich herzlich

Silvia