Warum die Gewaltfreie Kommunikation?

24.01.2024

"Es ist aufbauend und stärkend, unsere Bedürfnisse herauszufinden."

Marshall B. Rosenberg

"Die Schönheit in einem Menschen zu sehen ist dann am Nötigsten, wenn er auf eine Weise kommuniziert, die es am Schwierigsten macht, sie zu sehen." 

Marshall B. Rosenberg

Das letzte Zitat bedeutet für mich, dass mein Gegenüber so mit mir kommuniziert, dass bei mir unangenehme Gefühle entstehen. Dann ist es schwer, die wohlwollenden, wertvollen Menschen dahinter zu sehen.

Das bedeutet wiederum nicht, dass jeder Mensch genauso empfindet. Ein Mensch tut oder sagt etwas, was sein Gegenüber nervt, verärgert, enttäuscht o.ä. Ein anderer Mensch empfindet das gleiche Verhalten oder Gespräch anders

Kennst du das auch? Menschen reagieren unterschiedlich auf das Verhalten von Menschen.

Da kann dann die Gewaltfreie Kommunikation, die übrigens auch Wertschätzende Kommunikation oder Sprache des Herzens genannt wird, ins Spiel kommen und sehr hilfreich sein:

Welches Bedürfnis ist bei dem Menschen, der gerade in unangenehmes Gefühl spürt, unerfüllt?

Ein Beispiel von mir:

Ich habe eine Termin zur Besprechung mit einer Kollegin um 8 Uhr. Ich bin pünktlich um 8 Uhr am Treffpunkt und warte...

Es ist mittlerweile 8:15 Uhr.

Ich merke, dass ich unruhig werde. Es ist 8:20 Uhr. Ich spüre Ärger in mir aufkommen. Ich verstehe es nicht, dass sie noch nicht da ist. Ich habe mir die Zeit genommen und bin um 8 Uhr da gewesen. Ich hätte wirklich noch andere Sache zu erledigen. Außerdem habe ich mich auf sie gefreut. Ich spüre, das ich enttäuscht bin und echt sauer...

Ein Gedanke kommt: Silvia, Gewaltfreie Kommunikation - Selbstempathie. Die Kollegin ist noch nicht da. Ich nehme mir die Zeit und höre in mich. Höre mir zu und fange an zu erforschen...

Ich bin verärgert... Welche Bedürfnisse sind gerade unerfüllt??

Mmmh...

Ich möchte gerne verstehen, warum sie so spät kommt. Ah Klarheit.

Ich habe wirklich noch mehr zu tun. Okay, mir sind Zeit sinnvoll nutzen und Absprachen einhalten gerade wichtig.

Ich habe mich wirklich auf das Treffen gefreut... Ich möchte Freude erleben.

Wir haben einiges zu besprechen und ich möchte voran kommen. Oh ja, mir sind Effizienz und Entwicklung wichtig.

Ohh ja, mir ist Klarheit, Zeit sinnvoll nutzen, Absprachen einhalten, Freude, Effizienz und Entwicklung gerade wichtig.

Ich atme tief ein und aus und merke, wie ich ruhiger werde...

Ich spüre mich. Ich spüre Verbindung zu mir. Der Ärger und all die unangenehmen Gefühle sind weg.

Ich habe neue Gedanken (der automatische Switch von der Selbstempathie in die Empathie):

Ich weiß, wie wichtig es meiner Kollegin ist pünktlich zu sein und das sie das meistens auch ist. Ich weiß, dass ihr unsere Treffen wichtig sind. Sie möchte ebenfalls weiterkommen, genau wie ich. Ich weiß, dass sie ihr Bestes gibt und irgendetwas dazwischen gekommen sein muss. Ich weiß, dass es ihr leid tut, wenn sie kommt und sie sich entschuldigen will, weil auch ihr Absprachen einhalten wichtig ist. Ich vermute, sie würde mir gerne jetzt schon sagen, was los ist und hat gerade nicht die Möglichkeit dazu. Sie kommt wahrscheinlich total abgehetzt und gestresst an.

Ich merke, wie ich neugierig werde und es mich interessiert, was ihre guten Gründe sind, warum sie es zur verabredeten Zeit nicht geschafft hat.

Es ist mittlerweile 8:30 Uhr. Ich bin dankbar, das ich die Zeit hatte, gut für mich zu sorgen und nun mitfühlend und präsent sein kann. Ich spüre, dass ich sie wohlwollend empfangen mag und ihr zuhören möchte.

Die Kollegin kommt.

Wie vermutet abgehetzt und gestresst.  

"Ich sehe, du bist total abgehetzt, weil dir unser Termin wirklich wichtig ist."

"Ja."

"Magst du mal durschnaufen und ankommen? Du stehst gerade ganz schön unter Strom, gell."

"Ja..."

"Ich weiß, dass du versucht hast pünktlich zu sein und dein Bestes gegeben hast. Mich interessiert es, was alles in der letzten halben Stunde bei dir los war. Magst du erzählen?"

"Ja, also ich wollte pünktlich Zuhause losfahren, doch dann ... "

Sie erzählt, was in dieser halben Stunde und davor alles los war. Ich bin überrascht und spüre Mitgefühl, weil da einige Herausforderungen in der kurze Zeit für sie zu stemmen waren.

Puuh.

Ich verstehe die Verspätung jetzt und spüre unsere Verbindung. Ich sehe, dass sie langsam ruhiger wird und ankommt. Das ist schön. Ich bin erleichtert und froh, weil es mir wirklich wichtig ist, dass es ihr gut geht.

Nachdem sie alles erzählt und ihren Tee getrunken hat, ging es ihr besser und wir konnten mit unserer Arbeit starten. Wir hatten wie immer Freude dabei und waren effizient. Wir haben die Zeit sinnvoll genutzt. Juuhu. 

Ich bin begeistert, weil sich so viele Bedürfnisse erfüllt haben, ich mich wieder in der GFK üben durfte und wieder Sinnhaftigkeit in der Gewaltfreie Kommunikation erlebt habe. Das macht mich dankbar.


Gewaltfreie Kommunikation ist eben nicht nur eine Kommunikationsart, sondern viel viel mehr.

Marshall B. Rosenberg (geb. 6. Oktober 1934, verstorben 2015) wuchs ab dem 9. Lebensjahr 19 43) in Detroit auf. Er erlebte in seinem neuen Wohnviertel gewaltsame Rassenkonflikte hautnah mit. Diese kosteten mehreren Menschen das Leben. Seine Familie verließ drei Tage lang aus Angst nicht das Haus. Kurz darauf musste er feststellen, dass ein Name genauso gefährlich sein kann wie eine Hautfarbe. Auf Grund seines jüdischen Nachnamens wurde er in seiner Schule von Mitschülern mit rassistischen Schimpfwörtern beleidigt, getreten und verprügelt.

In dieser herausfordernden Zeit beobachtete Marshall seinen Onkel, der die Großmutter pflegte. Ihm fiel auf, dass dieser das immer mit einem Lächeln tat. Durch diese unterschiedlichen Erlebnisse und Erfahrungen fragte er sich, ob der Mensch gut oder böse sei. 

Daraus entstanden zwei Fragen, die Ursprünge seiner Arbeit und sein gesamtes Werk, prägten: 

"Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten?"

Und umgekehrt:

"Was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwersten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?"

1961 promovierte Marshall Rosenberg als klinischer Psychologe und wurde 1966 zum offiziellen Prüfer in klinischer Psychologie ernannt. Seine Arbeit wurde beeinflusst u.a. durch das Werk seines Lehrers Carl Rogers, durch Gandhis Ansatz zur Gewaltfreiheit, sowie durch das Gedankengut von Riane Eisler und Walter Wink.
Er arbeitete mit Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung und vermittelte zwischen so genannten "aufsässigen" Studenten und der Verwaltung der Universität. Darüber hinaus unterstützte er Schulen und andere öffentlichen Einrichtungen, die die Rassentrennung aufheben wollten.

Er arbeitete u.a. in Schulen und in Gefängnisse. Außerdem war er in Konfliktgebieten in verschiedensten Ländern unterwegs, um zu einem friedlichen und verständnisvollen Miteinander beizutragen.


Es ist nicht nur die Kommunikation und Technik, sondern viel mehr die Haltung die dahinter steckt.

Jeder Mensch gibt sein Bestes, was er gerade zur Verfügung hat und jeder Mensch möchte dazu beitragen, dass es Menschen gut geht. Das  liegt in der Natur des Menschen. Wir kommen als wohlwollende und beitragen wollende Menschen auf diese Erde. Empathie ist uns in die Wiege gelegt. Wir sind einfühlsame Wesen.

Wir können meiner Meinung nach soviel durch und mit der Gewaltfreien Kommunikation lernen, somit die Welt friedlicher gestalten mit Verständnis füreinander und ohne Scham- und Schulddenken, denn jeder Mensch möchte zum Wohle aller beitragen. Manche Menschen haben verlernt, wie das geht und wählen Strategien, die wenig oder gar nicht förderlich sogar verletzend sind. Diese Menschen brauchen ganz viel Unterstützung und Präsenz auf Augenhöhe, damit sie andere Strategien, mit denen sie sich ihre Bedürfnisse erfüllen können, erlernen.


Ja, ich glaube an die Gewaltfreie Kommunikation. Die Menschen, die durch mich oder andere GFKler damit in Berührung kommen, sagen "Ja, es ist magisch. Die GFK ist verbindend. Ich mag das lernen. Die Kommunikationstechnik UND vor allem die Haltung dahinter."

Und was ist mit dir?

Probier's mal aus. Sei dabei.

Zum Beispiel in meinem Kurs ab Juni 24 in der VHS Penzberg oder bei anderen Trainer*innen der Gewaltfreien Kommunikation. Hier kannst du ebenfalls nach Kursen u ä. stöbern:
Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation München e.V oder in der
 Akademie Blickwinkel. Dort habe ich meine Ausbildung gemacht. Bei Andi Schmidbauer und Ingrid Holler, die direkt bei Marshall B. Rosenberg gelernt, ihn live übersetzt und Bücher von ihm übersetzt haben.
Es gibt außerdem wertvolle Podcasts zum Thema Gewaltfreie Kommunikation:
z.B GFK-Helden oder von Kathy Weber.

Oder buche bei mir ein GFK-Coaching oder einen GFK-Workshop direkt für dich, deine Arbeit oder dein privates Umfeld.


Du magst mich kontaktieren? 

Dann schreib mir gerne eine Nachricht  über das Kontaktformular:

Mein GFK-Kurs an der VHS Penzberg:

Marshall B. Rosenberg - Gründer der Gewaltfreien Kommunikation -