Wut Teil II

03.11.2023

"Im Kern aller Wut ist ein Bedürfnis, das nicht erfüllt ist."

Marshall B. Rosenberg

Wut ist für mich ein Zeichen, dass wir gerade von uns selbst abgelenkt sind. 

Die Verbindung zu uns ist abgebrochen und wir schwelgen in unseren Urteilen und Bewertungen über uns oder über unsere/n Mitmensch/en.

Wut lenkt uns von unserem Bedürfnis ab, welches gerade unerfüllt ist.

Das tragische ist dann, dass wir häufig damit rausgehen und mit dieser Wut im Bauch kommunizieren und wir eigentlich verstanden und gesehen bzw. gehört werden wollen. Ganz selten haben wir das Glück auf einen Menschen zu treffen (als Tipp: das passiert häufiger, wenn man sich im Umfeld von GFKlern befindet), die uns empathisch auffangen, zuhören und unsere gewaltvolle Sprache gelernt haben zu übersetzen. Wenn mir das passiert, weil ich auch nicht perfekt bin und mal mit Wut/Ärger rausgehe, dann fühle ich Wärme in mir, werde weich und meine Wut ist verflogen.

Bedauerlichweise wissen wir alle, dass das selten passiert.

Was wollen wir, wenn wir wütend sind und auf den anderen zugehen, um mit ihm zu sprechen.          Ja, gehört und verstanden werden. Und, was noch?

Wir wollen Verbindung zum anderen und auch zu uns. Ich erleb es tagtäglich, wie sehr Menschen Empathie brauchen. Das schöne ist: Wir können uns auch selbst Empathie geben. Wie das geht? Hier ein Blogartikel dazu: Was hat Ärger mit....

Hinter Wut steckt immer ein Primärgefühl, um das es wirklich geht. Dahinter steckt dann das unerfüllte Bedürfnis. Die Wut darf erstmal da sein. Entweder bin ich dabei allein und schaue mir die Wut an oder ich kenne jemand, der mich begleitet ohne Sympathie (Blogartikel: Sympathie vs Empathie) o.ä., sondern einfach durch zuhören. Vielleicht nachfragen (wie das geht, kann jeder von uns lernen). Wenn die Wut dann ausreichend gehört wurde, mit all ihren Gedanken, dann spüren wir - meist ziemlich plötzlich - das eigentliche Gefühl dahinter (Primärgefühl).

Denk mal an deine letzte Situation, in der du wütend warst. Höre deiner Wut mal zu (in der GFK nennt man das "Wolfsshow") und erforsche dann, wie du dich fühlst (Primärgefühl) und um was es dir eigentlich geht (Bedürfnis).

Beispiele: 

Bist du gerade unzufrieden (Primärgefühl hinter der Wut), weil du mit einbezogen werden möchtest?

Bist du gerade traurig, weil du Rücksichtnahme brauchst?

Bist du müde, weil du eine Veränderung möchtest?

Bist du unruhig, weil du Verständnis brauchst? 

Bist du gerade irritiert, weil du gerne verstehen möchtest, warum der andere so handelt? (Klarheit, Orientierung)


Hast du dich in einen der Beispiele wiedergefunden oder dadurch Inspiration für ein eigenes Beispiel bekommen?

Wie geht es dir? Häufig ist es so, wenn wir endlich bei uns sind und in Verbindung mit uns selbst, dass wir erstmal tief einatmen, Entspannung und Entlastung eintritt und 

ein großes Jaaa auftaucht.


Diese Art mit der Wut umzugehen bedarf Übung und Training und es ist erlernbar - für jeden von uns.

Das kann herausfordernd sein, weil wir tagtäglich mit einem anderen Umgang mit Wut/Ärger konfrontiert werden und es auch anders erlernt haben. 

Gleichzeitig lohnt es sich wenn wir dran bleiben.

Ich persönlich liebe diesen Moment, wenn ich (wieder) mit mir in Verbindung bin und wenn ich Menschen erlebe, die (wieder) mit sich in Verbindung kommen, auch mit ihrem Mitmenschen. Das ist für mich ein magischer Moment, wenn dieses Leuchten und diese für mich Lebendigkeit in den Augen des Menschen zu sehen ist.

Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Energie beim Trainieren und Dranbleiben.


Es grüßt dich herzlich

Silvia


p.s. magst du tiefer in die Gewaltfreie Kommunikation eintauchen? 

Dan habe ich etwas für dich. Schau und klick mal hier: gfkfeeling-Begleitung-4Monate